1. Welche Vorstellungen haben Menschen mit einer geistigen Behinderung vom eigenen Altwerden?
Hintergrund:
Bislang gibt es kaum wissenschaftliche Untersuchungen dazu, welche Vorstellungen Menschen mit geistiger Behinderung über das eigene Altwerden haben und wie sie im Alter leben möchten. Entsprechende Informationen hierzu sind jedoch Voraussetzung für die Entwicklung von geeigneten, effektiven Maßnahmen der Gesundheitsförderung bei alternden Menschen mit geistiger Behinderung.
Studienpopulation:
Die Grundgesamtheit der Studie bildeten 16 Menschen mit geistiger Behinderung (jeweils Männer/Frauen) aus zwei Altersgruppen (< 45 J.; ≥ 45 J.), die in stationären Behindertenwohneinrichtungen, in ambulant betreuten und inklusiven Wohngruppen sowie im betreuten Einzelwohnen lebten. Sie mussten über ausreichende kommunikative Fähigkeiten verfügen, um an einem Interview teilnehmen zu können.
Methode:
Die Durchführung der qualitativen Studie erfolgte in Form von teilstandardisierten Leitfadeninterviews.
Durchführung der Studie:
Die durchschnittlich 20-minütigen Interviews wurden als Telefon- oder ZOOM-Interviews durchgeführt. Über die Betreuungskräfte (z. T. gemeinsam mit den Studienteilnehmer/-innen) wurden vorher weitere Daten zu den Proband/-innen (Alter, Geschlecht, Behinderungsform, Grad der geistigen Behinderung/intellektuellen Einschränkung, kommunikative Fähigkeiten, zusätzliche Erkrankungen oder psychische Störungen, Einschätzung der sozio-emotionalen Fähigkeiten) erhoben. Die mündlichen Interviews wurden mit dem schriftlichen Einverständnis der informierten Studienteilnehmer/-innen bzw. ihrer gesetzlichen Betreuer/-innen aufgezeichnet
Auswertung der erhobenen Daten: Die aufgezeichneten Interviews
wurden später verschriftlicht. Anschließend erfolgte eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring, bei der die Interviews nach zuvor festgelegten Kriterien mit Hilfe eines Kodierleitfadens einer
strukturierenden Inhaltsanalyse unterzogen wurden.
Die Interviews wurden im September und Oktober 2021 durchgeführt.
2. Können sich Menschen mit einer geistigen Behinderung in die Situation des eigenen Alt-Seins hineinversetzen?
Eine explorative Studie zum episodischen Zukunftsdenken (EFT) bei Menschen mit geistiger Behinderung
Fragestellung:
(1) Beeinflussen die kognitiven und sozio-emotionalen Beeinträchtigungen bei Menschen mit geistiger Behinderung auch ihre Fähigkeit zum episodischen Zukunftsdenken (z. B. im Hinblick auf das zukünftige Alt-Sein)?
(2) Wenn ja: Welche Faktoren beeinflussen darüber hinaus ihre EFT-Fähigkeit?
Erste Erkenntnisse zur Beantwortung dieser Frage konnten auf der Basis der oben beschriebenen qualitativen Studie mit Hilfe eines hybriden Ansatzes aus qualitativen und quantitativen Methodenelementen gewonnen werden.